prisma – memory is fear of pain


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(hier: memory is fear of pain) Prisma thematisiert den Umgang von Massenmedien, besonders der des Fernsehens und der Printmedien, mit der Problematik der oberflächlichen, unreflektierten und unkritischen Darstellung von austauschbaren […]

(hier: memory is fear of pain)

Prisma thematisiert den Umgang von Massenmedien, besonders der des Fernsehens und der Printmedien, mit der Problematik der oberflächlichen, unreflektierten und unkritischen Darstellung von austauschbaren Inhalten innerhalb der Medienlandschaft.

(here: memory is fear of pain)

Prisma addresses the way in which mass media, especially television and print media, deal with the problem of the superficial, unreflective and uncritical presentation of interchangeable content within the media landscape.

Beschreibung

Ein Synomym für bewußte, gezielte sowie berechnende Manipulation auf der einen Seite und auf der anderen Seite für die Verfälschung der Tatsachen, die aus einem unbewußten Drang entsprungen sein mag die allgemeine projektive Erwartungshaltung der Bevölkerung wiederzuspiegeln, findet sich in dem Medienapparat des Dritten Reiches. Diese Berichterstattungen, Kommentare und Suggestionen, die sich mit der Zeit in ihren inhaltslosen Polemiken immer weiter hochschaukelten, bis sie schließlich in einer lächerlich übertriebenen Verherrlichung mündeten und komplett losgelöst von jeglichem Informationsgehalt waren (außer einem immer ständig repetitiven Elemet, wie z.B. die Fixierung auf eine Person, ein Endziel, eine Wahrheit etc.), setzte ich hier in Verbindung mit dem modernen Zeitgeist, der die heutigen Medien durchzieht. Die nationalsozialistischen Berichte und Nachrichten spiegeln, für mich nachvollziehbar, die Gefahren der heutigen Manipulationen uns Ausklammerung von Inhalten in den Massenmedien wieder.

Die damalige bösartige Verfälschung und Beschönigung der Kriegsrealität gibt es in der heutigen modernen und zivilisierten Mediengesellschaft zwar nicht mehr, oder noch nicht in diesen Ausmaßen, aber dennoch findet man in Nachrichtensendungen und Berichten eine unterschwellige Ignoranz und Arroganz gegenüber ernshaften Greultaten. So verschmizt z.B. die Realität grausamer Unfälle mit Werbebotschaften, Wettervorhersagen gehen unmittelbar Kriegsbildern vorher – und all das, ohne mit der nötigen (moralischen) Skepsis der Verbraucher/Zuschauer betrachtet zu werden. Der Krieg und die Gewalt sind ein Unterhaltungselement geworden, werden als normale Alltagsmeldungen wahrgenommen und werden auch als Showelemente indirekt gefordert. So verwundert es nicht, daß die Produktionskosten mancher Filmprojekte immer weiter in die Höhe gehen; weil doch verstanden wird, daß durch die richtigen Zutaten, wie Gewalt, Sex, heroische Personen etc., das Publikum bereit ist, einen Preis dafür zu zahlen, sich solch einen Film anzuschauen. Durch das Aufgreifen solcher Themen zahlt sich das Unterfangen (fast schon sicher) aus. 

Auf eine populistische, äußere Wirkung sind aber nicht nur die Medien bedacht sondern auch die »Leitfiguren« unserer Gesellschaft; Politik ist längst überwiegend Inszenierung geworden, und basiert zunehmend auf der Simplifizierung von Tatsachen. Sicherheit, Wohlstand, Gerechtigkeit – das sind eben Themen die unsere Gelüste, Sehnsüchte und Ängste ansprechen. Und um der Sehnsucht nach einer Leitfigur nachzukommen, steht eben die Person im Vordergrund und nicht politische Leitsätze, steht eben die professionell inszenierte Wahlkampagne über dem Gedanken des politischen Inhalts. Und durch die symbiotische Beziehung von Medien und Politik, finden sie, in simplifizierter Form, Eingang in die Gesellschaft. Das Element der Darstellung von Idealen, der geschickten Thematisierung von emotionsbasierten Vorstellungen laßt sich auch in der Propaganda des Dritten Reiches finden und wurde dort auch nahezu perfekt angewandt.

Auch die Tatsache, daß sich neben den ernsthaften und kritischenZeitungen die sogenannte Yello Press und die, von den Nachrichten differenzierten, News etabliert haben, zeigt doch erstens die vorhandene Nachfrage nach simpel strukturierten Themen und zweitens die Ignoranz gegenüber einer Konfrontation mit der Realität. Die Gesellschaft hat heute den Hang, sich viel mehr der Deviation zu widmen als dem Normalen. Das Interesse am Normalen erlischt, die Deviation begeistert. Die Inhalte der Berichterstattungen in den Tabloidmedien, wie Zeitschriften und Infotainmentsendungen sind doch allein auf eine ignorante illusorische Welt hin aufgebaut: Autos, Ficken, Geld, Schönheit, Ruhm: Themen die sich in jeder einzelnen Ausgabe wiederholen. Das Reduzieren auf allgemeinverträgliche Themen und Symbole, mit dem Ziel ein möglichts großes Publikum anzusprechen, ist eindeutig vorhanden. Eine kritische Auseinandersetzung mit Themen außerhalb dieser Seifenblasen findet nicht statt. Eine Spartensendung, die nur für einen Bruchteil der Zuschauer interessant ist, setzt sich in einem von der Akzeptanz der Bevölkerung finanzieten Sender, nicht gegen ein, auf eine möglichst breite Zustimmung zugeschnitenes, populistisches Konzept durch. Durch die Verbreitung gleichartiger Erregung, nivellierter Meinungen und Wertungen schaffen die Massenmedien Einförmigkeit, die als Gefährdung für die individuelle Meinungsbildung gewertet werden kann.

Natürlich ist nichts dagegen einzuwenden sich zu unterhalten, abzuschalten, umzuschalten, aber die Nachfrage nach solchen polemischen Inhalten zeigt doch, daß kritische oder auch nur persöhnliche Reflektion oft den Konsumenten überfordert und deshalb die Presentation des Poppigen, das Bunte und das Unterhaltsame bevorzugt wird. Wie soll denn Geschichte verarbeitet werden, wenn nicht einmal aktuelle Ereignisse kritisch überdacht werden? So wie diese aktuelle Realität verdrängt wird und man sich ihr dadurch verschließt, daß man Medienformen unterstützt, die sie erst gar nicht thematisieren, hat man Geschichte ebenso aus dem Alltagsbewußtsein verdrängt. Geschichte wird als etwas passiertes, Hermetisches angesehen, etwas was abgeschlossen als Anschaungsobjekt archiviert wurde.

Dennoch lebt Geschichte weiter und ist als Baustein der heutigen Moral manifest. Mechanismen des Kultes und der Gewalt leben ebenso weiter. Und diese unbewußten Parallelen versuche ich durch die Bilder deutlich zu machen. Da schwebt der Geist des Faschismus über Aktienkursen hinweg (die Verbindung des Drittes Reiches zu heutigen Pharma/Chemieunternehmen oder Autofabrikanten sowie Computerherstellern ist bekannt), jubelnde, glückliche Kinder stehen neben strahlenden Hausfrauen in TV-Spots, vermischen sich dann mit Flüchtlingsströmen die wiederrum auf einem Fußballfeld spazieren gehen. Die einfache symbolische Botschaft des Hakenkreuzes wird von verlockenden Telefonnummern und Ruf mich an! Parolen überdeckt. Flaggen wehen über Basketballspielern, Comicfiguren gesellen sich zu dem Propagandaminister oder stehen heroisch über Massenparaden. Das alles mündet durch die verwirrende Überlagerung und Gegenüberstellung entweder in Banalität und Lächerlichkeit, da keine deutlichen Botschaften festzustellen sind, oder sie erzeugen vielleicht Assioziationen der Integrität und der Parallelen, da man sich so sehr an ähnliche, inhaltlich austauschbare, Bilder gewöhnt hat, die immer wieder auf die gleichen Grundelemente zurückgreifen. Wichtig ist außerdem die Tatsache, daß gewisse, dem Destruktiven zugeordnete Aspekte, heutzutage überall in unserer Gesellschaft zu finden sind. So sind Gewalt und unreflektierte Massenbegeisterung normale Bestandtteile von Fußballspielen und Fernsehfilmen, von Computerspielen und Musik. Besonders in diesen Bereichen ist das Phänomen des Personenkultes, des Zugehörigkeitsverlangens und der Sensationsgier spürbar. Durch die ständige Verschmelzung und Übereinanderlagerung von historischen Originalaufnahmen und aktuellen Fernsehbildern, will ich auf diese nur schwer zu ziehende Grenze zwischen Unterhaltung und Realität hinweisen.

Das Medium der Photographie ist außerdem gut dazu geeignet Vergangenheit und Gegenwart miteinander in Verbindung zu setzten und hat außerdem einen sehr starken Bezug zur Zeit an sich: Die Erste Stufe des Photos ist der Zeitpunkt des »Bildermachens«, die Zweite Stufe ist dann das manifestierte Photo in einer beliebigen Form. Diese zwei Schritte sind aber deutlich durch eine längere Zeit voneinander getrennt: zuerst wird das Photo geschossen, dann muss der Film entwickelt werden, dann muss schließlich noch das Negativ zu einem Print ausgearbeitet oder eingescannt werden. Und erst nach all diesen Prozeduren kann man das Belichtete als Bild betrachten. In all diesen Schritten ist das Photo sehr stark an strenge Zeitvorgaben gebunden: Beim Belichten kommt es auf jede Tausendstel Sekunde an, der Film und die Chemie sind ebenfalls ganz genau an zeitliche Vorgaben gebunden und schließlich beim Vergrößern kommt es auch auf eine sekundengenau Belichtung an. Insofern beinhaltet Photographie eine ganz ausgeprägte zeitliche Komponente, die zwar in der Gegenwart mündet, die aber in der Vergangenheit verankert ist und mit Erinnerungen oder geschichtlichen Begebenheiten in Verbindung gebracht wird – ebenso besitzen Photos einen dokumentarischen Charakter, sie suggerieren dem Betrachter Nüchternheit, Authentizität und Unverfälschtheit. Das Medium der Photographie scheint mir also die notwendigen, geschichtlichen und dokumentatorischen Attribute zu beinhalten, die ich bei den Collagen nur durch eine andere Form hervorheben konnte. (Etwa durch Einbeziehen organischer Materialien, die sich im Laufe der Zeit zersetzen und das Bild verändern.)

Das Ziel, daß ich mit Prisma erreichen wollte, zeigt sich natürlich in der Polarisierung, die die Bilder hervorrufen. Da Aufmerksamkeit in modernen Gesellschaften eine knappe Resource darstellt – womöglich die knappste überhaupt – ist die Anwendung bekannter und zugleich emotionsgeladener Botschaften, sowie die Anwendung unkonventioneller Technik attraktiv, wenn es darum geht, auf der einen Seite das mediale Rauschen zu übertönen und auf der anderen Seite Meinungen zu bilden bzw. den Betrachter zu zwingen, eine konkrete Stellung zu beziehen. (Das Verwenden von Gewalt und Sex, Verbotenem und Vearbscheutem übt auch einen großen Reiz auf den Betrachter aus und steigert die emotionale Bindung an die Bilder.) Durch die hervorgerufenen Assoziationen, die natürlich verstörend wirken, schaffen es die Bilder mit dem Betrachter zu kommunizieren und werden in die öffentliche Wahrnehmung gerückt, da die Aufmerksamkeitszuwendung der Medien identischen Mustern folgt. Diese simpel gestrickten Muster deutlich zu machen und den Betrachter in einen Dialog mit den Bildern zu verwickeln, ist mir wichtiger als nur ein schönes Photo zu zeigen.

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